

Adipositas-Chirurgie
Adipositas-Chirurgie – auch bariatrische Chirurgie genannt – ist ein Teilgebiet der Chirurgie, welches sich mit Eingriffen befasst, die eine Reduktion des Körpergewichtes erleichtern sollen.
Das St. Vinzenz-Krankenhaus bietet seit vielen Jahren stark übergewichtigen Patienten die Möglichkeit sich über operative Maßnahmen zu informieren. Wir unterstützen unsere Patienten vom Erstkontakt bis zur Operation und bieten eine lebenslange Nachsorge.
Übersicht
Mittlerweile ist die Adipositas und insbesondere das krankhafte Übergewicht (Morbide Adipositas) durch die WHO als (chronische) Krankheit anerkannt worden.
Von einer morbiden Adipositas spricht man bei einem BMI über 40 kg/m2, dessen Folge nicht selten bereist sogenannte Adipositas assoziierten Begleiterkrankungen sind (zum Beispiel Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Gelenkerkrankungen, Schlafapnoe etc.), die die Lebenserwartung und Lebensqualität der Patienten teilweise deutlich einschränken können.
Trotz intensiver Bemühungen wissen die meisten Betroffenen aus jahrelanger leidvoller Erfahrung, dass das krankhafte Übergewicht alleine durch Diäten und Bewegungsmaßnahmen u.a. durch den sogenannten Jo- Jo- Effekt nicht erfolgreich behandelt werden kann.
Die sogenannte Adipositas-Chirurgie ist seit Jahren ein bewährtes und wissenschaftlich nachgewiesenes Mittel, um eine dauerhafte und suffiziente Gewichtsreduktion bei diesen Patienten zu erreichen und somit diese chronische Krankheit zu behandeln bzw. vorzubeugen.
Obwohl die eigentliche Operation im Mittelpunkt der Therapie steht (bariatrische Chirurgie) ist diese in ein sogenanntes MultiModalesTherapieKonzept (MMK) eingebunden, welches sich aus vielen Fachbereichen zusammensetzt, um den größtmöglichen Erfolg zu erzielen. Dieses Konzept beinhaltet neben einer professionellen begleiteten Ernährungsberatung und allgemeinen Bewegungsmaßnahmen den Ausschluss von Kontraindikationen in Vorbereitung auf einen möglichen Eingriff, aber auch in Vorbereitung auf die weitere postoperative Weiterbehandlung. Nur durch eine Verzahnung sowohl der operativen als auch der konservativen Therapiemaßnahmen ist eine dauerhafte und suffiziente Gewichtsreduktion zu erreichen.
Neben der eigentlichen bariatrischen Chirurgie spricht man aufgrund der Nebenerkrankungen (z.B. Diabetes mellitus, Arterielle Hypertonie) auch von der metabolischen Chirurgie.
Wie jedes Krankheitsbild, welches durch eine Operation behandelt werden kann unterliegt auch die Morbide Adipositas einer Indikationsstellung. Heutzutage geschieht dies in erster Linie durch die behandelnden Mediziner und Ernährungsberater, welche in einem sogenannten interdisziplinären Team zunächst die konservativen Therapiemaßnahmen besprechen und mit dem Patienten zusammen durchführen. Sollte es dann trotz intensivierter konservativer Maßnahmen zu keiner suffizienten Gewichtsreduktion kommen und ggf. bereits Adipositas- assoziierte Nebenerkrankungen vorliegen, ist aufgrund einer erfolglos durchgeführten konservativen Behandlung an eine Operation zu denken und ist diese möglicherweise indiziert. Zahlreiche Gerichtsurteile haben dieses im Sinne der Patientin rechtlich bestätigt.
Die noch vor wenigen Jahren notwendige Kostenzusage seitens der Krankenkasse ist nur noch in seltenen Ausnahmefällen erforderlich. Grundsätzlich gilt allerdings, dass die Indikation zur adipositaschirurgischen Versorgung erst ab einem BMI von über 40 kg/m2 besteht (Morbide Adipositas Grad III). Bei einer Morbiden Adipositas Grad II (BMI ˂ 40 kg/m2) komm in seltenen Ausnahmefällen bei erheblichen Begleiterkrankungen (z.B. Diabetes mellitus Typ 2) eine metabolische Operation In Frage.
Vor einer Operation sollten mögliche Kontraindikationen (in erster Linie endokrinologische oder psychologische/psychatrische Erkrankungen) ausgeschlossen werden. Auch muss in der unmittelbar präoperativen Vorbereitung jeder Patient umfangreich medizinisch untersucht werden, um möglichst optimale Voraussetzung zur Durchführung einer bariatrischen Operation zu gewährleisten.
Sowohl bei der konservativen Behandlung, als auch bei der Indikationsstellung werden die Patienten bei uns in speziellen Sprechstunden von einem Expertenteam umfassend betreut und unterstützt.
Neben der individualisierten Vorbereitung zur Operation ist insbesondere die intensive und dauerhafte Nachsorgesind fester und wesentlicher Bestandteil der umfassenden Behandlung.
Zur Terminvereinbarung wenden Sie sich bitte an die auf dieser Seite angegebenen Kontaktmöglichkeiten.
„Das Landessozialgericht Rheinland-Pfalz hat […] Folgendes entschieden:
Versicherte, die an krankhaftem Übergewicht (Adipositas) leiden, können von Ihrer gesetzlichen Krankenversicherung die Kostenübernahme für eine Magenoperation zur Gewichtsreduktion beanspruchen.“
Pressemitteilung Werner Rechtsanwälte, 11. März 2013 http://www.adipositas-anwalt.de/Dokumente/PMLSGRLP2013.pdf
Die adipositas-chirurgischen Maßnahmen greifen jedoch in ein gesundes Organ ein, denn der Magen ist nicht die Ursache für die Adipositas. Der Leistungsanspruch ist nur dann gegeben, wenn die chirurgische Therapie als letzter Ausweg verbleibt. Aus diesem Grund sollten alle Maßnahmen zur Gewichtsreduktion ausgeschöpft sein. Adipositaschirurgie ist keine Regelleistung der Krankenkasse, darum muss eine individuelle Antragstellung erfolgen, meist mit der Prüfung durch den MDK (Medizinischer Dienst der Krankenkassen). Alle Einschlusskriterien müssen erfüllt sein und Kontraindikationen ausgeschlossen werden.
Die Indikation für einen adipositas-chirurgischen Eingriff soll gemäß dem BMI wie folgt gegeben sein, wenn die konservativen Behandlungsmöglichkeiten erschöpft sind:
- Adipositas Grad III (BMI ≥ 40 kg/m2) oder
- Adipositas Grad II (BMI ≥ 35 und < 40 kg/m2) mit erheblichen
- Komorbiditäten (z. B. T2DM) oder
- Adipositas Grad I (BMI >30 und <35 kg/m2) bei Patienten mit T2DM
- (Sonderfälle)
entnommen S3 Leitlinien Seite 67) http://www.adipositas-gesellschaft.de/fileadmin/PDF/Leitlinien/S3_Adipositas_Praevention_Therapie_2014.pdf
Des Weiteren sollten immer noch weitere Einschlusskriterien beachtet werden:
- „Alle konservativen Behandlungsmethoden sind „erfolglos“ ausgeschöpft. Es wird vom Antragsteller ein mindestens 6-monatiges, multimodales Behandlungskonzept zur Lebensstil-/Verhaltensveränderung gefordert. Das heißt: Ernährungstherapie, Bewegungstherapie und Verhaltenstherapie wurden parallel unter ärztlicher Aufsicht durchgeführt. Als „erfolglos“ gilt, wenn der Patient weniger als 10% des Körpergewichtes im Rahmen der Therapie reduzieren konnte.
Quelle: Hüttl, Peter, Der Weg zur Antragstellung, Seite11 - Tolerables Operationsrisiko
- Ausreichende Motivation der/dess Betroffenen
- Es liegen keine Krankheiten vor, die möglicherweise die Ursache des Übergewichtes sind (Schilddrüsenunterfunktion, psychiatrische Störungen, Essstörungen)
Im St. Vinzenz-Krankenhaus Hanau werden alle gängigen adipositas-chirurgischen Eingriffe durchgeführt u.a.:
- Der klassische Magenbypass (Roux-Y-Bypass)
- Der Minibypass (MGB oder Omega Loop-Bypass)
- Der Schlauchmagen
- SADI-S (Single anastomosis duodeno-ileal bypass with sleeve gastrectomy)
Mittlerweile kommen aber auch endoskopische Verfahren (Outlet repair, Endosleeve) zum Einsatz und zählen zu dem Versorgungsrepertoire.
Moderne Medikamente (sogenannte Obestry Management Medication) werden zunehmend mehr sowohl in die konservative Therapie, aber auch in bestimmten Fällen präoperativ und in Ergänzung zu Operation in das Behandlungskonzept mit eingebunden.
Die Krankenkassen setzen für die Kostenübernahme einer bariatrischen Operation ein multimodales Konzept voraus. Nur wenn dieses multimodale Konzept zu keiner nachhaltigen Gewichtsreduktion geführt hat, wird die Krankenkasse eine bariatrische Operation befürworten.
Das multimodale Konzept in der Adipositaschirurgie geht über 6 – 12 Monate und umfasst 3 Bausteine:
- Ernährungstherapie
- Verhaltenstherapie
- Bewegungstherapie
In diesem Konzept soll dem Betroffenen gezeigt werden, wie er anhand einer Verhaltens-/Lebensstiländerung sein Gewicht reduzieren bzw. letztendlich auch halten kann.
Ernährungsberater
Eine sechsmonatige Ernährungstherapie ist durch einen Ernährungsmediziner oder eine andere anerkannte ernährungstherapeutische Berufsgrupppe nachzuweisen. Eigenständige Therapieversuche oder kommerzielle Angebote sind nicht als ausreichend angesehen.
Psychologe/Verhaltenstherapie
Verhaltensveränderung ist der zentrale Baustein der Übergewichts- und Adipositas-Therapie. Ziel der Verhaltenstherapie ist es, das Verhalten langfristig zu ändern, denn Diäten, die einige Wochen eingehalten werden, führen zwar zur Gewichtsreduktion, sobald aber wieder in das alte Verhaltensmuster zurückgefallen wird, kommt es zur raschen Gewichtszunahme – und das oftmals mit Jo-Jo Effekt. Nur mit einer lebenslangen Verhaltensänderung kann eine Gewichtsreduktion erfolgen bzw. das Gewicht gehalten werden.
Die Kosten der Begutachtung sind in der Regel keine Kassenleistungen und müssen vom Betroffenen selbst getragen werden. Im Rahmen der Begutachtung können weitere Maßnahmen vorgeschlagen und somit über eine Beantragung von den Kassen finanziert werden.
Bewegungstherapie
Um Gewicht zu verlieren und vor allem dann dauerhaft zu halten, ist ein Bewegungsprogramm notwendig. In erster Linie soll durch angepasste Ernährung und ausreichend körperlicher Bewegung (Erhöhung des Energieverbrauches) eine Negativierung der Energiebilanz erreicht werden. Ziel der Bewegungstherapie ist es wieder Spaß an der Bewegung zu finden sowie die Steigerung der Leistungsfähigkeit und der Beweglichkeit.
Bewegungstherapie wird bei uns in Eigenverantwortung durchgeführt, was den Nachweis besonders schwer gestaltet. Über die Möglichkeiten beraten wir Sie gerne in unserem Erstgespräch.
Damit wir Ihnen aber die Möglichkeit eines Multimodalen Konzeptes bieten können, haben wir ein Netzwerk geschaffen.
Die nachfolgenden Institutionen arbeiten eng mit uns zusammen, sind aber nicht zwingend aufzusuchen, insofern sie bereits andere Ärzte oder Berater haben.
Dipl.-Oecotrophologin Kristine Pflug-Schönfelder
www.vitalfit.de
Dipl.-Oecotrophologin Silke Lorenz-Gürtler
www.ernaehrungsberatung-lorenz-guertler.de
Dipl.-Psychologe Reiner Mähringer-Kunz
(keine Homepage)
Dr. Eileen Wollburg, Psychologische Psychotherapeutin
http://www.frankfurt-psychotherapy.de/
Diabetologe Dr. med. Frank Wosch
http://www.internisten-im-netz.de/kliniken/arzt_691.html
Ernährungsmediziner Dr. med. Winckler
http://www.hausarzt-am-zoo.de/
Facharzt für Innere Medizin, Psychotherapie, Ernährungsmedizin und Notfallmedizin Dr. S. Masud Raufi
Nussallee 2, 63450 Hanau (keine Homepage)
Facharzt für Allgemeinmedizin, Ernährungsmedizin Jihad Nassar
https://nassar-hausarzt.de/
Ein wesentlicher Bestandteil einer erfolgreichen Behandlung der Morbiden Adipositas ist neben der Operation und der optimalen Vorbereitung die lebenslange Nachsorge. Diese ist zum einen notwendig, um vorliegende Unregelmäßigkeiten oder Mangelzustände früh genug erkennen und eventuell gegensteuern zu können.
Darüber hinaus sollte die für den optimalen Erfolg notwendige Lebensstilintervention begleitend unterstützt werden, um einen optimalen Erfolg nicht nur kurzfristig sondern auch dauerhaft zu erreichen. Im St. Vinzenz-Krankenhaus Hanau steht hierfür ein strukturiertes Nachsorgekonzept zur Verfügung Dieses beinhaltet, insbesondere in den ersten Jahren nach der Operation, eine engmaschige ärztliche und ernährungsmedizinische Betreuung. Auch werden regelmäßige Blutentnahme zur Kontrolle gewisser Mangelzustände erfasst. Die nach jedem bariatrischen Eingriff notwendige Vitamin- und Supplementationstherapie wird umfassend erklärt und kontrolliert, um eventuelle Mangelzustände (Vitamin-/Eiweißmangel) oder mit adipositaschirurgischen Verfahren assoziierte Folgeerkrankungen (z.B. Refluxkrankheit, Dumpingsyndrom) frühzeitig erkennen und behandeln zu können.
Nicht selten ist auch eine sogenannte Bauchstraffung nach einem substantiellen Gewichtsverlust notwendig. Auch hierbei werden die Patienten entsprechend beraten und betreut.
Moderne Erkenntnisse sowohl aus der Ernährungs- und Bewegungstherapie aber auch aus medikamentösen Anwendungen (GLP1-Agonisten wie Semaglutid) finden im Rahmen der prä- und postoperativen Behandlung Anwendung.
(c) www.BMI-Rechner.net | Kalorientabelle

Dr. med. Lars Brinkmann
Chefarzt Abteilung Allgemein-,
Viszeral- und Minimal-invasive Chirurgie
Kontakt
Sprechstunde
nach Termin – Dienstag und Donnerstag, jeweils 13:00 bis 15:00 Uhr
Abteilung Allgemein- und Viszeralchirurgie
Sektion Adipositaschirurgie
Telefon: 06181 / 272-1616
Fax: 06181 / 272-631
E-Mail: adipositas@vinzenz-hanau.de
Das Team

Chefarzt:
Dr. med. Lars Brinkmann
Chefarzt Abteilung Allgemein-, Viszeral-
und Minimal-invasive Chirurgie

Sektionsleiterin Adipositaschirurgie:
Dr. medic. Anca Loredana Delast
Fachärztin für Viszeralchirurgie

Sekretariat:
Pia Gomez
Tel: 06181 – 272 331
E-Mail: sek.ch@vinzenz-hanau.de

Examinierte Krankenschwester:
Christina Hüttner
Pflegeexpertin Adipositas und bariatrische Chirurgie
Zuständig für Sprechstunde und Nachsorge

Examinierte Krankenschwester:
Melanie Haase
Pflegeexpertin für Adipositas und bariatrische Chirurgie
Zuständig für die stationäre Pflege